Studien belegen, dass tägliche Atemübungen Bluthochdruck genauso gut senken können wie Medikamente

Eine neue Studie zeigt, dass tägliches Training des Zwerchfells und anderer Atemmuskeln den Blutdruck senken und die Herzgesundheit fördern kann.

Der Forscher Daniel Craighead, Arzt für integrative Medizin an der University of Colorado Boulder in den USA, sagt, dass die Atemmuskulatur mit zunehmendem Alter atrophiert, ganz ähnlich wie die restlichen Muskeln des Körpers.

Seine Kollegen und er führten eine Studie mit gesunden Probanden im Alter von 18 bis 82 Jahren durch, die täglich 5 Minuten lang mit einem Atemtrainer mit Widerstand trainieren sollten. Ziel der Studie war es, herauszufinden, was passiert, wenn diese Atemmuskeln gut trainiert werden.

Das Gerät, das die Teilnehmer nutzen, wird in der Hand gehalten und sieht aus wie ein Inhalator. Wenn Leute in das Gerät atmen, trifft der Atem auf einen Widerstand, was das Atmen schwieriger macht.

Studienergebnisse

Diese aktuelle Studie hat ergeben, dass eine Reduzierung des systolischen Blutdrucks um etwa 9 mmHg innerhalb von 6 Wochen erzielt werden konnte, wenn täglich 30 Atemzüge durchgeführt wurden.

Diese Senkung ist in etwa vergleichbar mit dem, was man bei regulärem Herz-Kreislaufsport wie Radfahren, Walking oder Joggen erwarten würde.

Die Deutsche Hochdruckliga gibt Werte von unter 120/80 mmHg als Blutdruckwerte im Normalbereich an.

Einige Ärzte sehen einen durchschnittlichen Blutdruck von über 130/80 mmHg bereits als Bluthochdruck an.

Chronischer Bluthochdruck (Hypertonie) kann zu einer ganzen Reihe von Gesundheitsproblemen führen, darunter Schlaganfälle und Herzinfarkte sowie Sehverlust.

Daher wird Bluthochdruck von Ärzten auch sehr ernst genommen. Patienten werden dazu angehalten, ihre Ernährung zu ändern oder mehr Sport zu treiben. Falls das nicht hilft, werden Medikamente verschrieben. In dieser neuen Studie haben die Forscher untersucht, ob Atemübungen mit Widerstand ein neuer Behandlungsansatz gegen Bluthochdruck sein könnte.

Was die Ergebnisse für Menschen mit Bluthochdruck bedeuten könnten

Michael Joyner, Arzt an der Mayo-Clinic, legt seinen fachlichen Fokus darauf, wie das Nervensystem den Blutdruck kontrolliert. Er sagt, dass eine dauerhafte Senkung des systolischen Blutdrucks (der obere Messwert) um 9 mmHg deutliche Effekte erzielen kann.

Joyner erklärt, dass eine Senkung in diesem Umfang der entspricht, die durch eine Medikation erwirkt werden kann. Forschungsergebnisse zeigen, dass verschiedene häufig verschriebene Blutdruckmedikamente den Blutdruck um etwa 9 mmHg senken. Die Senkung fällt stärker aus, wenn Betroffene eine Kombination aus mehreren Medikamenten einnehmen. Eine Senkung um 10 mmHg wird mit einem um 35 % geringeren Risiko für Schlaganfälle und einem um 25 % verringerten Risiko für Herzinfarkte in Verbindung gebracht.

Joyner erwähnt zudem, dass die Aussichten auf eine wirksame präventive Behandlung von Bluthochdruck in Kombination mit einem Training der Atemmuskulatur gut sind.

Er sagt, dass das Atemtraining für diejenigen zuträglich sein könnte, die nicht an klassischem aeroben Training teilnehmen können und dass auch die einfache Anwendung vorteilhaft ist, da die Leute das Gerät zuhause anwenden können.

In einem redaktionellen Bericht, der gemeinsam mit einer vorangegangenen Studie im Fachmagazin Journal of the American Heart Association veröffentlicht wurde, gibt Joyner an, dass tiefe Atmung gegen einen Widerstand eine neue und unkonventionelle Technik ist, um die Vorteile körperlicher Betätigung zu erwirken.

Aber wie genau können diese Atemübungen den Blutdruck senken?

Diese Art von Atemübung regt die Funktion der Endothelzellen an, was die Zellen sind, die unsere Blutgefäße auskleiden und fördert die Synthese von Stickoxid, einer essentiellen Substanz, die das Herz schützt.

Stickoxid hilft den Blutgefäßen, sich zu weiten, was einen gesunden Blutfluss begünstigt und der Entstehung von Plaque in den Arterien entgegenwirkt. Die Forscher fanden heraus, dass IMST (Inspiratory-Muscle Strength Training) die Endothelfunktion nach sechs Wochen um etwa 45 % verbessert.

Atemübungen könnten sogar die Ausdauer von Sportlern verbessern

Die Wirkung von tiefer Bauchatmung auf den Blutdruck ist schon lange bekannt, weshalb diese Atemübung häufig für Achtsamkeitsübungen oder in Meditationen angewendet wird.

Ganz ähnlich dazu aktiviert ein Gerät für tiefes Einatmen die Atemmuskulatur und erhöht die Stickoxidproduktion.

Laut Forschern ist das IMST-Gerät besonders vorteilhaft, da man weniger Zeit aufbringen muss, um Ergebnisse zu erzielen, weil das Gerät den Atemwiderstand erhöht, was die Muskeln stark beansprucht.

Die neueste Studie, die vom US-amerikanischen The National Institutes of Health finanziert wurde, unterstützt die bisherigen Belege dafür, dass IMST (oder allgemein Training der Atemmuskulatur) bei Erwachsenen Menschen aller Altersklassen positive Wirkung erzielen kann.

Die Forscher geben an, davon überrascht gewesen zu sein, wie umfassend IMST den Blutdruck senkt. Sie sagen auch, dass die Ergebnisse vermuten lassen, dass das Training Menschen jeden Alters zugute kommen würde. Das heißt also, dass Atemübungen gesunden jungen Menschen dabei helfen könnte, Herzerkrankungen zu vermeiden und mit zunehmendem Alter einen niedrigeren Blutdruck zu bewahren.

Die Studienergebnisse belegen, dass sechs Wochen IMST bei Menschen mittleren Alters und älteren Personen die körperliche Belastbarkeit für aerobe Tätigkeiten um 12 % verbesserte. Nach Aussagen der Forscher könnten auch professionelle Radfahrer, Läufer und andere Ausdauersportler davon profitieren.

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