Sollte der Blutdruck auch in Rückenlage gemessen werden?

In bestimmten klinischen Situationen oder bei bestimmten Erkrankungen kann es wichtig sein, den Blutdruck auch in Rückenlage zu messen.

In der Regel ist dies aber nicht Bestandteil der alltäglichen Blutdruckkontrolle. Stattdessen wird der Blutdruck häufiger im Sitzen oder Stehen gemessen.

Hier sind einige Situationen, in denen eine Blutdruckmessung im Liegen notwendig werden kann:

• Orthostatische Hypotonie – Sollte der Verdacht auf orthostatische Hypotonie (Blutdruckabfall beim Aufstehen) vorliegen, kann es sinnvoll sein, den Blutdruck im Liegen zu messen und dann direkt nach dem Aufstehen.
• Einschätzung bestimmter gesundheitlicher Probleme – Einige Gesundheitsprobleme, wie etwa Erkrankungen des autonomen Nervensystems oder bestimmte Herz-Kreislauferkrankungen, können eine Blutdruckmessung in Rückenlage erfordern, um den Blutdruckausgleich abschätzen zu können.
• Stationäre Behandlung – In einem Krankenhaus oder einer ähnlichen Umgebung, ist die Blutdruckmessung an liegenden Personen eventuell erforderlich, wenn Patienten bettlägrig sind, sich von Operationen erholen oder an bestimmten Gesundheitsbeschwerden leiden.

Für die regelmäßige Blutdruckmessung zuhause und in den meisten ambulanten Behandlungssituationen ist eine Messung im Sitzen oder Stehen ausreichend und praktischer.

Diese Messwerte liefern wichtige Informationen über den Blutdruck während verschiedener alltäglicher Aktivitäten und sind in der Regel leichter auszuführen. Im klinischen Umfeld oder in bestimmten medizinischen Fällen, kann es aber sinnvoll sein, denn Blutdruck im Liegen zu messen. In diesem Fall werden Sie von einer medizinischen Fachkraft angewiesen, wie der Blutdruck zu messen ist.

Halten Sie sich immer an die Vorgaben Ihres Arztes, der Ihnen sagt, wann und wie Sie Ihren Blutdruck messen sollen, da dieser den entsprechenden Plan ganz nach Ihrem individuellen Gesundheitszustand und Ihren Erfordernissen erstellt hat.

So wird der Blutdruck in Rückenlage gemessen

Wie wir bereits gesagt haben, kann es in manchen klinischen Situationen oder medizinischen Fällen wichtig sein, den Blutdruck in Rückenlage zu messen. In der Regel wird die Messung unter Anleitung einer medizinischen Fachkraft durchgeführt. So wird der Blutdruck im Liegen gemessen:

Vorbereitung des Patienten:

Stellen Sie sicher, dass der Patient entspannt und bequem liegt und zwar flach auf dem Rücken auf einer festen Oberfläche wie einem Untersuchungstisch oder Bett. Der Patient sollte vor der Messung mindestens 5–10 Minuten still gelegen haben, damit sich der Blutdruck stabilisieren konnte.

Wählen Sie eine Messmanschette:

Nutzen Sie eine Manschette in der für den Arm des Patienten passenden Größe. Die Manschette sollte etwa 80 % des Umfangs des Oberarms bedecken.

Legen Sie die Messmanschette an:

Legen Sie die Manschette am Oberarm des Patienten an, etwa 3 cm bis 5 cm über der Armbeuge. Die Manschette sollte auf Höhe des Herzens sein, wenn der Patient liegt. Die Manschette sollte nicht zu eng oder zu weit anliegen. Es sollte ausreichend Platz sein, um zwei Finger zwischen Manschette und Arm zu legen.

Erspüren Sie die Oberarmarterie:

Lokalisieren Sie die Oberarmarterie, indem Sie diese mit zwei Fingern vorsichtig erspüren. Hier legen Sie dann das Stethoskop an oder Sie nutzen ein automatisches Messgerät, um die Geräusche des Blutflusses abzuhören.

Führen Sie die Messung durch:

Wenn Sie ein Stethoskop und ein manuelles Sphygmomanometer nutzen: Blasen Sie die Manschette bis zu einem Wert auf, der vermutlich über dem erwarteten systolischen Blutdruck (oberer Messwert) liegt. Lassen Sie die Luft dann langsam ab und hören Sie dabei ab, wann der erste Kortokow-Ton (Pulston) zu vernehmen ist, indem Sie das Stethoskop auf die Oberarmarterie legen. Notieren Sie sich den Messwert, wenn der erste Pulston hörbar ist (systolischer Wert) und wenn die Pulstöne verschwinden (diastolischer Wert).

Nutzung eines automatischen Blutdruckmessgerätes:

Halten Sie sich an die Anleitung des Herstellers im Hinblick auf die korrekte Position der Manschette und starten Sie die Messung. Aufblasen und Ablassen der Luft erfolgen bei den Geräten automatisch, währenddessen wird die Messung durchgeführt.

Notieren Sie die Messwerte:

Notieren Sie sich den systolischen und den diastolischen Blutdruck.

Falls nötig wiederholen Sie die Messung:

Im klinischen Umfeld ist es üblich, mehrfach zu Messen, um sicherzugehen, dass die Messwerte akkurat sind. Lassen Sie zwischen den Messungen jeweils eine kurze Pause.

Dokumentation und Berichterstattung:

Nehmen Sie die Blutdruckwerte in die Patientenakte auf und lassen Sie diese so oft wie nötig dem behandelnden Arzt zukommen.

Warum unterscheidet sich der in Rückenlage gemessene Blutdruck von anderen Blutdruckmesswerten?

Einer der häufigsten Gründe für einen Unterschied zwischen den im Liegen und im Sitzen oder Stehen gemessenen Blutdruckwerten ist orthostatische Hypertonie. Hierbei handelt es sich um einen Blutdruckabfall, der auftritt, wenn jemand aus einer Liegeposition aufsteht.

Wenn jemand aufsteht, führt die Schwerkraft dazu, dass sich das Blut in den unteren Extremitäten sammelt, was zu einem kurzfristig reduzierten Blutfluss zum Gehirn und anderen Organen führen kann. Das kann zu einem Blutdruckabfall führen.

Wenn eine Person hingegen liegt, wirkt sich die Schwerkraft viel weniger auf den Blutfluss aus, und der Blutdruck kann relativ stabil bleiben.

Es gibt aber auch noch andere Probleme, die zu Unterschieden bei den Messwerten führen kann, darunter:

• Volumen der Körperflüssigkeiten – Der Blutdruck kann durch das Volumen der Körperflüssigkeiten beeinflusst werden. Wenn jemand liegt, verteilen sich Blut und andere Flüssigkeiten eventuell anders im Körper als im Sitzen oder Stehen. Faktoren wie Flüssigkeitszufuhr, Blutvolumen und venöser Rückfluss können den Blutdruck beeinflussen.
• Herzzeitvolumen – Die Fähigkeit des Herzens, Blut effektiv zu pumpen, kann durch die Körperhaltung beeinflusst werden. Das Herzzeitvolumen (die Menge an Blut, die das Herz pro Minute pumpt) kann sich verändern, wenn eine Person ihre Haltung verändert, und das kann sich auch im Blutdruck niederschlagen.
• Regulation durch das autonomen Nervensystems – Das autonome Nervensystem spielt eine Rolle bei der Regulierung des Blutdrucks. Verschiedene Positionen können zu Veränderungen der Aktivität des autonomen Nervensystems führen, was dann einen veränderten Blutdruck nach sich zieht.
• Medikamente und Gesundheitsprobleme – Medikamente, vor allem Blutdruckmedikamente, können zu unterschiedlichen Messwerten führen. Außerdem können Erkrankungen wie Herzerkrankungen oder autonome Dysfunktion zu verschiedenen Blutdruckwerten in verschiedenen Positionen führen.
• Individuelle Varianz – Der Blutdruck kann je nach Person stark fluktuieren. Bei manchen Menschen treten von Natur aus stärkere Abweichungen der Blutdruckwerte auf, wenn man den Druck im Liegen oder in aufrechter Position misst, als bei andern. Das liegt an der einzigartigen Physiologie der Menschen.

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