Wer seinen systolischen Blutdruck unter 120 mmHg bringt, reduziert sein Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse

Es hat sich gezeigt, dass eine Blutdrucksenkung auf maximal 120 mmHg über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg, das Risiko für kardio-vaskuläre Ereignisse bei Erwachsenen mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen effektiv reduziert. Kardiovaskuläre Ereignisse sind etwa Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall.

Diese Erkenntnis aus einer bahnbrechenden Studie wurde im Rahmen der Scientific Session 2023 der American Heart Association in Philadelphia präsentiert, einem prestigeträchtigen weltweiten Forum für die neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen in der Herz-Kreislaufmedizin.

Über die Studie

Studienautorin Dr. Jing Li, Direktorin der Abteilung für präventive Medizin am National Center for Cardiovascular Disease in Peking, China, betont, dass die Studie deutliche Hinweise darauf liefert, dass Bluthochdruckpatienten mit einem hohen Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen sinnvollerweise einen systolischen Blutdruck von höchstens 120 mmHg haben sollten, und das unabhängig von einer Diabeteserkrankung (Typ 1, Typ 2, keiner) oder einem Schlaganfall.

Die Studie war ein multizentrischer, randomisierter Versuch mit Kontrollgruppe und lief unter dem Namen ESPRIT. Ziel war es herauszufinden, wie sich eine Strategie, die auf eine starke Blutdrucksenkung abzielt, auf schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse auswirkt.

Zu diesen Ereignissen zählen Herzinfarkte, Schlaganfälle, Todesfälle durch Herz-Kreislaufprobleme, Revaskularisation oder die Einlieferung in Notaufnahme oder Krankenhaus aufgrund von Herzversagen bei Personen mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko.

Die Teilnehmer der Studie wurden zufällig in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhielt eine Behandlung, die einen systolischen Blutdruck von maximal 120 mmHg anstrebte, die andere erhielt eine Standardtherapie mit dem Ziel von 140 mmHg für die Studiendauer von 3 Jahren.

Beide Gruppen erhielten Medikamente gegen Bluthochdruck, wobei die Gruppe mit den ambitionierteren Zielwerten Blutdrucksenker verschiedener Klassen und höhere Dosen erhielt. Um auf die Sicherheit zu achten, wurden beide Gruppen auf schwerwiegende unerwünschte Ereignisse hin verglichen.

Nach zwei Jahren zeigten die Studienergebnisse, dass die Teilnehmer in der Gruppe mit der Intensivbehandlung deutlich bessere Erfolge im Hinblick auf die Vermeidung von kardiovaskulären Ereignissen erzielen konnten, als die Teilnehmer mit der Standardbehandlung.

Hier sind die Ergebnisse der Studie:

12 % weniger schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkte, Schlaganfälle, Revaskularisation, Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen und Einlieferungen in Krankenhaus oder Notaufnahme.
39 % weniger Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen.
21 % weniger Todesfälle unabhängig von der Todesursache.
Keine merklichen Unterschiede bei schweren unerwünschten Ereignissen im Zusammenhang mit einem niedrigen Blutdruck, Elektrolytabnormalitäten, Sturzverletzungen, akuten Nierenschäden oder Nierenversagen.

Für die Sicherheit wurde als schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis unter anderem ausgewertet, wie viele Leute ohnmächtig wurden. Dies trat in 0,4 % der Fälle in der Intensivgruppe und in 0,1 % der Fälle in der Standardgruppe auf.

Das bedeutet, dass in einer Gruppe von 1000 Patienten, die drei Jahre lang die Intensivbehandlung erhalten, drei Ohnmacht als schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis erleben, gleichzeitig würden aber 14 schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse und acht Todesfälle verhindert, so Li.

Diese Ergebnisse zeigen, dass eine Intensivbehandlung gegen Bluthochdruck mit dem Ziel eines maximalen systolischen Blutdrucks von 120 mmHg sowohl sicher als auch effektiv für Menschen ist, die an Bluthochdruck leiden und erhöhte kardiovaskuläre Risikofaktoren haben.

Diese Intensivbehandlung bei Erwachsenen mit hohem Risiko könnte zahlreiche Leben retten und das Gesundheitssystem im Hinblick auf Herzerkrankungen entlasten.

Mehr über die Studie:

Die ESPRIT-Studie untersuchte 11.255 erwachsene Chinesen mit einem systolischen Blutdruck zwischen 130 und 180 mmHg, die entweder bereits an Herz-Kreislauferkrankungen litten oder mindestens zwei Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen aufwiesen.
Die Teilnehmer waren im Schnitt 64,6 Jahre alt, 41,3 % waren gemäß Angaben im Ausweis Frauen und 58,7 % Männer.
Etwa 27 % der Teilnehmer hatten bereits mindestens einen Schlaganfall, etwa 29 % litten bereits an koronarer Herzerkrankung und 39 % an Diabetes (Typ 1 und Typ 2).
Primäres Ziel der Studie war die Erfassung von Herzinfarkten, koronarer und nicht-koronarer Revaskularisation, Einlieferung in Notaufnahme / Krankenhaus wegen Herzversagen, Schlaganfälle oder Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen. Sekundäres Ziel war auch die Erfassung von kardiovaskulären Ereignissen, Auswirkungen auf die Nieren und Veränderungen der kognitiven Funktion.

Grenzen der Studie:

Obwohl die Studie wichtige Ergebnisse lieferte, hat sie auch ihre Grenzen. Die Vorteile der Intensivbehandlung auf die Herz-Kreislaufgesundheit zeigten sich nach zwei Jahren, die Studie lief insgesamt aber nur drei Jahre.

Diese relativ kurze Zeit könnte eventuell nicht ausreichen, um die volle Wirkung zu erfahren, so Li. Außerdem wurde die Studie in China durchgeführt. Daher sind die Ergebnisse womöglich nicht universell und könnten auf Menschen anderer Ethnien nicht anwendbar sein.

Li stellt allerdings heraus, dass die Ergebnisse denen ähnlicher Studien glichen, die Teilnehmer verschiedener Ethnien untersuchten.

Weitere Forschung geplant

Die weitere Forschung wird sich mit den langfristigen Auswirkungen der Intensivbehandlung während der Follow-up-Periode beschäftigen.

Nach Angaben der deutschen Hochdruckliga definiert sich Bluthochdruck der Stufe 1 durch Werte ab 130/80 mmHg, Stufe 2 durch Werte ab 140/90 mmHg.

Falls Bluthochdruck nicht behandelt wird, stellt das ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse dar, einschließlich Herzinfarkten, Schlaganfällen, Herzversagen, Nierenerkrankungen oder -versagen und peripherer Arterienerkrankung.

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